von
Hans Magnus Enzensberger
in einer musikdramatischen Erzählung
für Sprecher und Klavier
von und mit
Anton Prestele & Heinz Murnig
Ich bin geblendet geboren,
Schaum in den Augen,
brüllend vor Wehmut,
ohne den Himmel zu sehen,
am schwarzen Freitag,
heute vor dreißig Jahren.
Aus „Schaum“ von H. M. Enzensberger (1959)
Hans Magnus Enzensberger
(1929–2022)
Dichter, Schriftsteller, Herausgeber, Übersetzer und Redakteur, war ein im besten Sinne politischer Dichter. Zwar versagt sich nach Enzensberger die poetische Sprache jedem, der sie benutzen will. Poesie kann also nicht in den Dienst des Politischen gestellt werden. Doch gerade durch ihren Eigensinn haben sich Enzensbergers Verse bis heute ihre subversive Kraft bewahrt.
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Diesen Eigensinn buchstäblich hörbar zu machen ist das Anliegen des Münchner Komponisten und Performers Anton Prestele und des steirischen Pianisten Heinz Murnig, die Enzensbergers politische Lyrik in eine außergewöhnliche Performance verwandeln.Die Verbindung von Literatur und einem Crossover aus klassischer Klaviermusik mit freien Improvisationen, Jazz-, Latin- und Rockelementen bildet die Grundlage für dieses Projekt.Während Anton Prestele mit seiner Stimme den Worten des genialen Dichters Enzensberger nachspürt und sie in Spracharien verwandelt, erweitert Heinz Murnig die Gedankenwelt Enzensbergers mit subtilem Klangspiel und übermalt und ergänzt sie kontrapunktisch.
Hans Magnus Enzensberger mit Anton Prestele bei den Filmaufnahmen zum 70. Geburtstag,„Ich bin keiner von uns“, Regie Ralf Zöller (D 2000)
Rezensionen über
„SCHAUM und andere Gedichte“
von H.M. Enzensberger
Soloperformance von und mit Anton Prestele
„Wenn die Musik den Sinn beflügelt“. „ ...Prestele trägt sie (die Gedichte) aber nicht nur vor, ... er singt sie und gibt der Sprache damit zurück, was sie in ihrem Ursprung wohl war: Lautmalerei, ... Sein Ein-Mann-Orchester erinnert daran, dass ein Gedicht immer mehr ist als der allein an den Verstand gerichtete Prosatext: Sprache gewordene Musik. ... Enzensbergers zivilisations- und ideologiekritische Dichtung ... macht Presteles Bearbeitung sinnlich erfahrbar.“
(Rheinpfalz Ludwigshafen)
„Ein Interpret, der fasziniert.“ „Anton Prestele saß wie ein Dirigent am Pult. Vor sich die Partitur, im Visier das imaginäre Orchester... Prestele schreit, wispert, stößt nach Art eine Sprechgesangs die hoch politischen Epen des Dichters aus sich heraus. „Die Worte werden zum Libretto, sie verschwimmen. Prestele tupft Wolken, rollt Steine, spreizt die Finger in die Luft, ballt sie zur Faust und lässt sie vor dem Körper zum Stehen kommen. Wie ein Dirigent... Prestele magnetisiert die Worte,... Es ist eine völlig andere Wahrnehmung der Lyrik. Große Dichterworte, große Gesten, große stimmliche Volumina: großartig und verwirrend zugleich.“
(Süddeutsche Zeitung)
„Sinnliche Darstellung von Enzensberger – Prestele eröffnet neuen Blick auf des Dichters Werk.“ „So hatte man die im Vorfeld der 68er Aufstände entstandenen Gedichte eines unbequemen, damals noch recht zornigen Intellektuellen noch nie gehört. Auf einem imaginären Cello vokal Töne formend und dabei die auf der Zunge zergangenen Worte sinngeladen voreinander absetzend in den dunklen Raum zu entlassend – das war mehr als nur Poesie. Das war – so wollte es Komponist und Theatermacher Prestele – ein sinnliches, geradezu suggestives Erleben.“
(Münchner Merkur)
Rechte: Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main (Texte) und Heinz Murnig (Musik)